Individualisierung und kooperatives Lernen
An unserer Schule wird Lernen individuell und im eigenen Tempo gestaltet. Lernpartnerinnen und Lernpartner können selbst entscheiden, wann sie ihre Kompetenz- und Leistungsnachweise erbringen. So kann jede:r in seinem eigenen Rhythmus arbeiten und sich den Lernstoff auf die für sich beste Weise aneignen.
Ein zentraler Bestandteil unseres Lernens sind kooperative Lernformen und Helfersysteme. Dabei erkennen wir die Fähigkeiten und Kenntnisse aller Lernpartnerinnen und Lernpartner und beziehen sie aktiv in den Lernprozess ein – ganz im Sinne einer inklusiven Schule. Bei uns gilt: Jeder hilft jedem, Themen werden gemeinsam bearbeitet und Probleme kollektiv gelöst. Lernende können sich zum Beispiel auf dem Marktplatz austauschen, Inhalte gemeinsam besprechen und voneinander lernen.
Dieses Miteinander fordert jede:n heraus, fördert gleichzeitig aber gezielt individuelle Stärken. So werden nicht nur fachliche Kompetenzen gestärkt, sondern auch das soziale Klima, die Teamfähigkeit und das Selbstwertgefühl aller Lernpartnerinnen und Lernpartner gefördert – ein Gewinn für die gesamte Schulgemeinschaft.
Graduierung
An unserer Schule durchlaufen die Lernpartnerinnen und Lernpartner ein Graduierungssystem, das individuelles Lernen, persönliche Entwicklung und Selbstverantwortung sichtbar macht.
Um die nächste Stufe zu erreichen, können sich Lernpartnerinnen und Lernpartner bei ihrem Lerncoach um eine Bewerbung für den höheren Status bemühen. Im Coachinggespräch wird gemeinsam geprüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind. Bei Zustimmung erhält die Bewerberin oder der Bewerber einen Ausbildungsvertrag, und die Ausbildung beginnt.
Während der dreiwöchigen Ausbildungsphase werden die Rechte, Pflichten und Lernziele des angestrebten Status gemeinsam mit dem Lerncoach protokolliert und begleitet. Am Ende der Phase müssen alle Pflichten und Lernziele erfüllt sein, damit der neue Lernstatus offiziell erreicht wird. Gelingt dies nicht, wird die Ausbildung abgebrochen. Erfolgreiche Lernpartnerinnen und Lernpartner erhalten den neuen Status und dürfen frühestens nach drei Wochen die nächste Graduierungsstufe anstreben.
Es gibt vier Stufen im Graduierungssystem:
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Neustarter
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Starter
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Durchstarter
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Lernprofis
Die Graduierung ersetzt frühere Lernlevel und bietet klare Orientierung, individuelle Förderung und motivierende Entwicklungsschritte. Sie fördert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch soziale Fähigkeiten, Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und kooperatives Handeln. Lernpartnerinnen und Lernpartner lernen, ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren, Erfolge zu erkennen und Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen – immer begleitet durch die Lerncoaches, die Unterstützung, Feedback und Begleitung bieten.
Generell gilt: Je höher der Grad eines Lernpartners oder einer Lernpartnerin, desto größer ist der Freiheitsgrad in offenen Lernsituationen. Lernpartnerinnen und Lernpartner mit einem hohen Graduierungsstatus können ruhig und konzentriert arbeitend vermehrt die Räumlichkeiten außerhalb des Lernateliers nutzen, beispielsweise Flure, Gruppenräume oder das Lerncenter, um dort selbstständig zu arbeiten.
Lernpartnerinnen und Lernpartner, die noch Unterstützung brauchen – zum Beispiel bei Disziplin, Organisation oder Arbeitsmaterial – verbleiben in kleinen Gruppen unter direkter Begleitung der Lerncoaches, um gezielt gefördert zu werden und ihre Aufgaben zu bewältigen.
So verbindet das Graduierungssystem pädagogische Individualisierung, demokratische Mitbestimmung und soziale Kompetenzentwicklung und bereitet die Lernpartnerinnen und Lernpartner optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vor.
Leistungsbewertung
An unserer Schule wählen die Lernpartnerinnen und Lernpartner selbstständig den Zeitpunkt für ihre Gelingensnachweise (GN) und Kompetenznachweise (KN). Außerdem können sie diese bei Bedarf wiederholen. So verbinden wir individuelles Lernen mit einer kompetenzorientierten Bewertung, ohne dass Lernen und Leistungsfeststellung in Widerspruch geraten.
Leistungssituationen und Lernsituationen werden klar voneinander getrennt. Den Lernpartnerinnen und Lernpartnern wird transparent vermittelt, dass nicht alles, was gelernt wird, bewertet wird. Gleichzeitig gilt: Alles, was bewertet wird, muss im Lernprozess behandelt worden sein und für die Lernpartner:innen erreichbar sein. Die Bewertungskriterien sind vorher klar formuliert und für die Lernpartner:innen nachvollziehbar.
Wichtig ist uns auch die Beteiligung der Lernpartner:innen an der Bewertung. Sie entscheiden beispielsweise selbst, welche Arbeiten in ihrem Portfolio sie als besonders gelungen ansehen und bewertet haben möchten.
Kontinuierliche Gespräche über „Lernen und Leistung“ sind dabei zentral. Lernpartner:innen und ihre Eltern erhalten regelmäßig Rückmeldung über den Lernstand. Individuelle Bewertungen werden zweimal pro Halbjahr ausgehändigt – Anfang November und Ende März – und bilden die Grundlage für die Elternsprechtage, bei denen ausreichend Zeit für jeden Lernpartner eingeplant ist. Es gibt pro Halbjahr zwei Termine: einen mit der fächerspezifischen Lernbegleitung und einen für Gespräche mit der Lernbegleitung der Gesamtbetreuung.
Unser Ziel ist es, Leistungsbewertung fair, transparent und pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Sie soll nicht nur punktuelle Ergebnisse widerspiegeln, sondern die gesamte Lernentwicklung der Lernpartner:innen abbilden.
Mit Beginn dieses Schuljahres hat sich unser Kollegium intensiv mit dem Thema Leistungsbewertung auseinandergesetzt. Dazu gehörten Fortbildungen und Schulentwicklungstage, u. a. mit einer externen Expertin des IQSH, sowie die Weiterentwicklung fachbereichsspezifischer Konzepte. Ein Schwerpunkt war die Arbeit mit Lernzielrastern, um die Lernprozesse und den aktuellen Lernstand der Lernpartner:innen transparent und nachvollziehbar zu machen. Ziel ist es, diese Lernzielraster zunehmend im Lernprozess einzusetzen, um sowohl den Lernpartner:innen als auch den Lernbegleitungen eine klare Orientierung über den Lernfortschritt zu geben.


